Buchparty: «Künstliche Intelligenz und echtes Leben» mit dem Autor Christian Uhle
Künstliche Intelligenz wird unseren Alltag nicht nur dann prägen, wenn wir sie aktiv benutzen. Unsere Beziehungen, Kulturgüter, Arbeitswelten, politischen Entscheidungen werden durch KI mitstrukturiert. Wo liegen die positiven Potenziale und wo die Gefahren?
Fünf Versprechen, die häufig mit KI-Technologien verknüpft werden, nimmt Christian Uhle unter die Lupe und zeigt auf, wie sie tatsächlich eingelöst werden können – und wann sie nach hinten losgehen.
1. Endlich mehr Zeit für dich! – Neue Technologien werden häufig mit der Hoffnung verbunden, Abläufe effizienter zu gestalten und mehr Zeit für das Wesentliche zu ermöglichen. Doch trotz fortschreitender Digitalisierung steigt das Stressniveau. Ein Grund dafür sind Rebound-Effekte: die gesparte Zeit wird nicht genutzt, um sich zu entlasten, sondern um noch mehr auf die Kette zu bekommen.
2. Du bist nicht allein! – Digitale Services – etwa Social Media und Dating Apps – versprechen, Menschen zu verbinden. Entgegen vieler Vorurteile halten über Apps angebahnte Beziehungen länger und verlaufen glücklicher als offline entstandene. Die Studienlage zeigt: Online-Dating macht nicht beziehungsunfähig, es macht singleunfähig!
3. Dein neuer Freund und Helfer! – KI-Assistenzen begleiten Menschen zunehmend durch den Alltag. Das hat in Einzelfällen ein positives Potenzial, ist gesamtgesellschaftlich aber gefährlich: Es kann zu einer nie dagewesenen sozialen Entfremdung führen. Werden KI-Systeme aber so gestaltet, dass sie nicht abhängig machen, sondern Menschen in ihren Beziehungsfähigkeiten stärken und unterstützen, wären sie ein echter Gewinn.
4. Die Welt ist dir zu Diensten! – Durch KI und das Internet der Dinge wird unsere Umgebung lebendig; sie reagiert aktiv auf uns. Alles ist mit allem verbunden – dieses Narrativ ist ursprünglich ein religiöses. Nun soll ein religiöses Versprechen durch Technik realisiert werden. Kann das eingelöst werden?
5. Sinn statt Hamsterrad! – Die Mehrheit aller Erwerbstätigen arbeitet im Büro an einem Computer. Das könnte sich nun ändern. Arbeitswelten werden in einer beispiellosen Geschwindigkeit transformiert, dadurch kommt es zu einer Umwertung von Fähigkeiten; es wird Gewinner und Verlierer geben. Das solide Handwerkzeug verliert branchenübergreifend an Wert, dafür werden soziale, kreative und strategische Kompetenzen wichtiger. Viele Menschen sind heute unglücklich in ihrem Job, die KI-Revolution bietet hier große Chancen – aber diese müssen gezielt genutzt werden.
Insgesamt wird deutlich: KI-Innovationen müssen mit sozialen Innovationen verknüpft werden. Wir befinden uns an einem seltenen Punkt, an dem festgefahrene Strukturen aufgebrochen werden – jetzt ist die Zeit für Gestaltung!