Wir funktioniert Coaching: Anerkennen was ist, radikal

Von Reto Kessler
Teil 1: In dieser Mini-Serie gehen wir der Frage nach, wie funktioniert Coaching? Im ersten Teil geht um das radikale Anerkennen dessen was ist.
Anerkennen was ist

Die «Coaching Praxis I-III» ist so etwas wie das Grundlagenseminar unserer Coachingausbildung. Hier geht es unter anderem um die Frage: Was ist Coaching, wie funktioniert Coaching, und was hat es mit den verschiedenen Coaching-Konzepten auf sich?

Das ist aus unserer Sicht sehr wichtig. Denn Kunden, die ins Coaching kommen, erwarten eine Lösung für ihr Problem zu finden. Und das ist nachvollziehbar. Doch «die Lösung» ist allerdings oft etwas anderes als man sich vorstellt. Trotzdem oder gerade deshalb sind sie für Kunden nützlich. Ein Beispiel:

Eine Lösung entsteht, indem man radikal anerkennt was ist

Eine Frau kommt ins Coaching, weil es auf der Karriereleiter für sie nicht wie erwartet weitergeht. Sie ist seit 10 Jahren bei der Behörde, hat immer wieder verantwortungsvolle Positionen übernommen und darin viel Geschick und Kompetenz bewiesen. Sie bringt alles mit, was es für den nächsten Karriereschritt braucht. Doch seit gut 3 Jahren bliebt ihr dieser verwehrt. Und der Grund dafür ist für sie sehr klar: Ihr Chef – ein alter, unfähiger und fieser Idiot!

Mit Freunden und verschiedenen Fachberatungen hat die Frau bereits Strategien im Umgang mit ihrem Chef erarbeitet und ausprobiert. Alle blieben ohne Erfolg. Das einzige was sich in den letzten Monaten geändert hat, war die Abneigung gegenüber ihrem Chef.

Also Ärmel hochkrempeln und ran an den Fall? Die Verführung ist gross, sich mit der Coachee gegen den Chef zu verbünden. Doch damit läuft man Gefahr mehr Desselben zu erarbeiten. Als das im Coaching zunehmend sichtbar wird nimmt es einen anderen Verlauf.

Klarheit zur Situation

Im Gespräch wird der Frau bewusst, wie schwer es ihr fällt, dass es ihr eigentlich unmöglich ist, ihren Chef als das zu sehen, was er ist: Ihr Chef! Und als solcher kann er ihr respektvolles Verhalten ihm gegenüber erwarten, unabhängig davon, welche (In)Kompetenzuschreibung sie ihm gegenüber macht.

Ihr wird klar, dass sie nicht nur das Opfer ist, sondern ihren Teil zur Situation beiträgt. Sie fasst es zusammen als «Taktisch unklug aber emotional notwendig».

Nach den aus ihrer sich vielen Demütigungen ist sie nicht bereit, sieht sie sich nicht in der Lage, die Rolle einzunehmen, wie man es von ihre erwartet. Sie entscheidet sich, die Organisation zu verlassen und findet in einer anderen Behörde eine Stelle, die ihren Vorstellungen entspricht.

Coaching kann helfen, anzuerkennen was ist. Und anerkennen was ist, ist der Anfang der Veränderung.